Was hat es mit den Bettgeschichten auf sich?
Now, sex. Sex, sex, sex. Where were we?
(John Cleese, in: Monty Python‘s The Meaning of Life)
Nun, geben Sie einem Künstler oder einer Künstlerin ein Zeichenwerkzeug
zur Hand, und früher oder später (aber meistens früher) werden
sie Schweinereien zeichnen. Mann auf Frau, Frau auf Frau, Mann auf
Mann, Mann auf Frau auf Frau auf Mann, drunter und drüber und
drauf. Versuchen Sie‘s mal mit einer Kamera, ob Film oder Foto, das
Ergebnis ist das gleiche:
Nackerte.
Neben-, bei- und ineinander.
Das Ergebnis nennt man dann, ganz nach Standpunkt, Erotik oder
Pornographie oder Kunst oder Schund oder »für Erwachsene« oder
ganz einfach das saftige Leben.
Und so verwundert es kaum, dass schon bald nach der Geburt der
Comics auch gleich die ersten Pornocomics, damals Eight-Pagers
oder Tijuana Bibles genannt, veröffentlicht und verschämt-verrucht
unterm Ladentisch verkauft wurden. Sex gab‘s danach oft und gerne
in den Comics, ob in den Undergrounds der Sechziger, oder der New
Wave der Comicmagazine wie METAL HURLANT / HEAVY METAL und
FLUIDE GLACIAL. Von Manga ganz zu schweigen. Und, sagen wir‘s
wie‘s ist: Batman und Catwoman sind miteinander ja nun auch schon,
ahem, intim geworden.
Die deutschen Independent Comic Zeichner haben sich beim Zeichnen
von erotischer Kunst natürlich auch nicht zurückgehalten. Nur: veröffentlicht
wurde davon bisher nicht viel. Und da inzwischen die dritte
Generation von Indie-Zeichnern mit freundlichem Getöse und einer
riesigen Menge an Talent die Bühne betreten hat fanden wir: es wird
Zeit für ein Buch. Mit Bettgeschichten. Wobei wir den Begriff »Bett«
da eher weit gefasst haben.
Naomi Fearn und Reinhard Kleist als Herausgeber haben deutsche
Indiezeichner gebeten, ihre geheimen Schubladen zu öffnen. Und
was zum Vorschein kam, ist weit entfernt von schnauzbärtigen
Tennissockenträgern die Mittdreißigerinnen mit »Just Seventeen«
Sweatband gymnastisch verbiegen, von Nähmaschinen-Rein-Raus,
von YouPorn-Pseudoamateuraufnahmen und von durchretuschierten
Silikon-Barbies und -Kens. Es sind pralle und dralle Fantasien, bei
denen Kategorien wie Hetero-, Homo- oder Bisexualität gar nicht erst
diskutiert werden. Bei denen ganz einfach fröhlich gevögelt wird.
Bettgeschichten halt.
Kennen Sie ja.
toll dass jetzt heterosexuelle männer lesbencomics zeichnen - die wissen ja ganz genau bescheid
ReplyDeleteVielen lieben Dank für das Feedback!
ReplyDeletena ja, so genau, wie die homosexuellen männer, in unserem Buch, die heterosex gezeichnet haben. wir haben auch von jungen Damen gezeichnete Lesbencomics und von jungen Herren gezeichnete Comics über transsexuelle Dämonen.
Man muß nicht unbedingt Astronaut sein, um einen Comic über die Raumfahrt zu zeichnen :)
Ein Comic mit viel Ausdauer...
ReplyDeleteDas Büchlein liegt schon seit Wochen auf meinem aktuellen Lesestapel und ich erwische mich immer wieder beim schmökern. Oft leiden Anthologien da drunter, dass man zu viel auf einmal lesen will. Das ist hier eigentlich nur selten der Fall, bravo :)
Obs einem gefällt ist Geschmackssache, aber ich glaub fast jeder der mit erotisch-frecher Kunst etwas anfangen kann, wird hier etwas finden das ihm gefällt.
Chapeau!